Industriekultur 2014

Motivation

 

Leitidee für diese Reise sollte die Erkundung der Europäischen Route der Industriekultur sein, zumindest Teile von ihr, solange die Urlaubszeit eben reicht. Schwerpunktmäßig planten wir, auf Bahntrassen und Flussradradwegen zu radeln. Thematische Berührungspunkte hatten wir bereits während unseres letzten Radurlaubes in Portugal.

Maximal 3 Tage im Voraus buchten wir Unterkünfte, die wir je nach Wettervorhersage, lokalen Ereignissen oder Streckenprofil /-Distanz ausgewählten.
Eine Gesamtreisezeit von 4 Wochen standen zur Verfügung, was in etwa 3 Wochen Nettofahrzeit entsprach.



Monschau

Etappe 1: Anreise Berlin HBF – Aachen-Brand

8,5 km / 0:35 Std: Min

Los geht es mit der Bahn von Berlin nach Aachen. 2-mal umsteigen mit Packtaschen und Gerödel ist eine echte Zumutung für Kunden und Material, aber auch für das freundliche helfende Personal.
In Aachen angekommen, können wir nach langer Sitzerei endlich ein erstes kurzes Stück Richtung Hotel losradeln. Die Vennbahn liegt nicht wie ein ausgerollter roter Teppich vor der Bahnhofstür, d.h. also mit Suchen beginnen. Ein freundliches Aachener Radfahrpärchen führt uns ein Stück des Weges, Super!
Nettes Hotel Garni, Räder sind gut untergebracht, ein griechischer Imbiss hat auch in der Ferienzeit geöffnet, wo wir schließlich unseren Hunger stillen.


Etappe 2: Aachen – Brand – Monschau

44 km / 2:57 Std:Min

Um 10 Uhr sitzen wir startklar auf unseren Rädern. Ab Roetgen kann man die häufigen Grenzwechsel und -verläufe zwischen Deutschland und Belgien erspüren. Beeindruckend! Diverse Informationstafeln laden hier zur Historienlesung ein.

Die Vennbahn ist ein Teil des RAVel-Netzes und trägt entsprechende Bezeichnungen. Die Exklave Ruitzhof in Belgien ist eine der kleinsten bewohnten Exklaven Deutschlands. Während der Fahrt durch ein wunderbares Waldgebiet, überrascht uns plötzlich ein Gewitter mit Platzregen. Im Unterstand treffen wir nationenübergreifend auf französische und holländische Radsportler. So können wir dem Ganzen noch was Nettes durch einen Plausch abgewinnen.

Am historischen Bahnhof Monschau verlassen wir die Vennbahn, um nach Monschau-Zentrum zu gelangen. Das führt uns durchs NSG Kleines Laufenbachtal; sehr wild romantisch, unverbaute Natur aber 12% Gefälle auf kurviger Schotterpiste - uijhh, das schiebt ganz schön...

Mitten im Zentrum wartet unser Quartier. Die Räder sind in einer abgeschlossenen Garage gesichert. Monschau ist ein wunderhübsches Städtchen. Es lohnte sich, Zeit für einen Stadtbummel zu nehmen. Wanderung zum Haller und etwas über die Geschichte der Tuchmacherei erfahren wir. Außergewöhnlich empfinden wir das feine Essen im „Rur-Café-Restaurant“ regional, lecker Eifelschweinkotelett mit Gemüse.

Ein empfohlener Ausflug nach Stehling (Aussicht übers Moor) wäre eine Extratour gewesen.


Etappe 3: Monschau – St. Vith

48 km / 3:41 Std:Min

Monschau verlassen wir in südlicher Richtung und fahren ein kleines Stück Bundesstraße mit baldiger Zufahrt zum Reichensteiner Weg. Ein wunderbarer Waldweg entlang der Rur (Rur-Ufer-Radweg) und Zubringer der Vennbahn.

Zwischen Küschelscheid/Kaltenherberg und Sourbrodt werden die alten Vennbahngleise für das 'Draisinenprojekt Railbike' verwendet. Familien kämpften sich tapfer darauf vor. Die Radtrasse begleitet diese Strecke parallel. Ab der Gemarkung 'Grünes Kloster' muss man eine Umfahrung hinnehmen. In Erfahrung ist zu bringen, dass die Schienen für das Draisinenprojekt weiterhin benötigt werden und sie damit nicht für eine Originalradtrasse zur Verfügung stehen.

Für Radler ist diese Umfahrung mit viel zu hohen Holzpfählen eingefasst, sodass vom Venn leider nichts zu sehen ist!

Ab Sourbrodt geht es recht gemütlich wieder auf der Originalstrecke weiter, und ob des eher kühlen und trüben Wetters sind wir froh, in Montenau einzutreffen. Direkt am ehemaligen Bahnhof stärken wir uns mit einer Montenauer Schinkenplatte und im Anschluss nutzten noch die Gelegenheit, die Montenauer Schinkenräucherei zu besichtigen, hmmm, wie das duftet.

Gestärkt geht es zur Schlussetappe des Tages, vorbei am sehr imposanten Viadukt von Born (nicht zur Vennbahn gehörig und leider nicht begehbar). Nicht mehr weit landen wir in St. Vith.

Trotz Navigation ist es nicht einfach, die richtige Zufahrt zu unserem gewählten Domizil zu finden. 2 km Umweg stark bergan können wir auf unserem Höhenmeterkonto verbuchen.

Das Preisniveau in Belgien (Unterkünfte, Essen) gegenüber Deutschland empfinden wir als überraschend hoch.


Etappe 4: St. Vith – Troisvierges

40 km / 3:05 Std:Min

Ab St.Vith wechseln sich Asphalt, Schotter- und Sandpisten ab. Die Streckenführung ist weniger eindeutig ausgeschildert.
Hinter Lommersweiler 'an der Neumühle' überrascht uns eine ziemlich heftige Spitzkehre, die einen glatt vom Rad holt.

Ein langgestrecktes Waldgebiet erstreckt sich durch das Ourtal bis Burg-Reuland, kurze Rast mit Foto.
Der Tunnel Huldange ist und bleibt für die Durchfahrt gesperrt. Zum Ausgleich ist eine Umfahrung mit ca. 10% Steigung zu bewältigen, was erstaunlich gut rollt, da die Steigung stetig verläuft und man schnell einen gleichmäßigen Tritt findet. Jetzt erreichen wir die Belgisch-Luxemburgischer Grenze. Foto hier und Foto da.
Auf Luxemburgischer Seite folgen wir dem PC 21, was sich anfänglich gut anlässt, es jedoch nach kurzer Strecke an eindeutiger Wegführung mangelt. Daher folgen wir dem Weg eher intuitiv bis endlich Infotafeln zum ersehnten Fledermaustunnel (Tunnel Huldange oder Lengeler Tunnels) auftauchen. Der Abstecher zum Tunnel (Sackgasse) wird belohnt mit einem wild romantisch anzuschauenden Pfad, unbedingt reinfahren!
Zurück zum Infopoint am Parkplatz, ein Imbiss stärkt uns für den letzten Abschnitt. Nach einer gemütlichen Gefällstrecke geht es plötzlich noch mal richtig rappelzappel mit 11% heftig rauf, um dann im „Sturzflug“ dem Bahnhof Troisvierges entgegen zu kurven. In der Literatur wird Troisvierges als gemütliches Dorf dargestellt, hmm, trifft wohl nur noch für ein Stückchen rund um den Bahnhof zu (wenn überhaupt).
Einen Ruhetag in Troisvierges haben wir uns redlich verdient. Komfortable Unterkunft, Räder sind auch hier sicher verstaut, und sogar unsere Wäsche kann problemlos gewaschen werden, gutes, reichliches Essen! Beim kleinem Stadtrundgang erklingt plötzlich ein wohliger, bekannter Sound der portugiesischen Sprache, kleines Schwätzchen. Das ist wie Urlaub im Urlaub, sehr nett!
Und wer länger in Troisvierges verbleiben und Radfahren will, findet hier auf folgenden Rundkursen die Gelegenheit:
Radweg "Panorama" (25 km Rundkurs), Radwanderweg „Jardins à suivre“ (30 km Einweg) und die Wentger Gënzentour (61 km Rundkurs) sowie den Naturpfad „Cornelys Millen“, (9 km Rundkurs).


Persönliche Eindrücke zur Vennbahn

Werbung und Ehrung versprachen viel: durchgängig befahrbar, familienfreundlich etc.
Unserem Empfinden nach ist es leider zu unkritisch beschrieben.


• Ab Aachen Hbf ist der Einstieg nicht leicht zu finden. Ein Schildchen mehr (unter den vielen anderen) wäre sehr hilfreich
• Die Straßenquerung an der „Himmelsleiter“ (Bundesstraße 258) ist höchst gefährlich
• Von Aachen bis St. Vith ist die Strecke sehr bequem zu befahren
• Von St. Vith bis Troisvierges wechseln sich Asphalt, Schotter und Sandbelag ab, ist dennoch gut fahrbar
• Es gab verschiedene Momente der Unsicherheit, auf dem richtigen Weg zu sein
• Aus Richtung Aachen fährt man stetig gegen 2-3% Steigung an
• Verpflegung zu finden ist ziemlich rar
• Die Umfahrung der Draisinenstrecke lässt durch eine hohe Einzäunung leider keinen Blick auf das Venn zu
• Die Umfahrung des Fledermaustunnels hat so ihre 10% Steigung
• Ein Jahr vor Fertigstellung der Vennbahn-Radroute, wurde im Tunnel eine etwa 300 Tiere zählende Fledermauskolonie entdeckt

• Kurz vor dem Ende der Vennbahnstrecke, muss man über einen Berg, der ebenfalls einen min. 10%-tigen Anstieg aufweist


Hinter der Tunnelumfahrung, erschien mir eine Brücke wie eine Querung der ehemaligen Bahntrasse. Das Wasser, dass unter der Querung fließt, ist anscheinend Tunnelwasser und dient jetzt der Bewässerung von Fischteichen.

Unser Eindruck war, dass es wohl billiger war, im Tunnel ein paar Fledermäuschen zu finden, um ihn zu sperren, anstatt ihn für den Tourismus/Radreiseverkehr zu restaurieren.
Schließlich ginge auch Beides: Durchfahrbar für Radfahrer im Sommer, Sperrung im Winter für Fledermäuse.

 

Bei der Zusammenstellung dieser Informationen konnte ich noch in Erfahrung bringen, dass die Vennbahn unter anderem folgende Auszeichnungen erhalten hatte:
European Greenways Award 2013 (Sonderpreis Touristisches Produkt)
In den Niederlanden wurde die Vennbahn als "Fietsroute van het jaar 2014" (Radroute des Jahres) ausgezeichnet.


Mir sind zwar die Kriterien für diese Art Auszeichnungen nicht bekannt, aber gefühlsmäßig ist das nicht passend.
Durchfahren die Bewerter solche Strecken eigentlich vollständig?

In der 2015er Ausgabe des Eifel Radmagazins sind gegenüber der 2014 Ausgabe die Steigungsstrecken nachträglich rot markiert worden. Schon mal ein Weg in richtige Richtung, man muss sich das dann nur noch in umgekehrter Fahrrichtung denken!! 

Eine landschaftlich wunderschöne lohnende Strecke, die man durchaus in mehr als drei Tagen, gar als eigenes kleines Urlaubsprojekt auskundschaften könnte. Viel Historisches, irgendwie geheimnisvoll Vergangenes. Etwas Literatur über die Vennbahntrasse gibt es auch.

Die Vennbahn, Auf dem Rad von Aachen nach Luxemburg, Gotthard Kirch & Hans-Jürgen Serwe, 2014, GEV


Etappe 5: Troisvierges - Wiltz

54,4 km / 3:10 Std:Min

Der Verlauf unserer Strecke war anfänglich nicht eindeutig festgelegt. Entweder...

  • durch Luxemburg, via Radwanderweg „Jardins à suivre" durch den Naturpark Our nach Clervaux, dort eine Übernachtung und am Folgetag über den PC 16 nach Ettelbruck, was jedoch 1500 Hm bedeutet hätte.
  • oder direkt nach Wiltz, dann jedoch über Belgien.
    Wir wählen letztere Variante, da sie uns ruhiger und eindeutiger erschien, zudem diese Fahrt über eine Bahntrasse führt.

Aus Troisvierges heraus führt es unweigerlich wieder über einen Berg. In Biwisch hätten wir auf den Rundkurs der "Wentger Gënzentour" stoßen müssen, den wir bis Hachiville hätten folgen wollen, um zur baldigen Zufahrt zur RAVel 163 (Bastogne – Gouvy) zu gelangen. Leider sind wir in Biwisch ziemlich umhergeirrt bis wir den richtigen Weg fanden.
Der Rundkurs 'Wentger Gënzentour' ist nur in einer Fahrtrichtung (rechtsherum) ausgeschildert! Unser Weg führt uns allerdings in die entgegengesetzte Richtung, d.h. sich permanent umschauen, ob auf Pfeiler- oder Baumrückseiten ein entsprechendes Radschild zu sehen ist! Soll ja gut für die Halswirbelmuskulatur sein;)
Endlich auf Kurs, erwartet uns eine phantastische Strecke und diesmal mit einer sehr gefälligen Abwärtsneigung. Es geht zügig auf der Bahntrasse voran. Noch einige Informationstafeln des Weges studiert, bis wir uns völlig überrascht kurz vor Bastogne befinden. An der belgischen Grenze zu Luxemburg, in der „Schleif”, wechseln wir nach einer kurzen Rast auf den PC 20 nach Wiltz auf eine Bahntrasse (Bastogne-Wiltz).
Über die Touristinfo in Wiltz bekommen wir eine private Unterkunft. Wir haben bequem Zeit, um das Städtchen und einige Sehenswürdigkeiten (Schloss Wiltz, Jardin de Wiltz) zu besichtigen. Die vielen Kriegsdenkmale stimmten sehr nachdenklich über das Leid aus vergangener Zeit. Vor diesem Hintergrund ist es ein Schatz, eine solche Tour in einem Europa ohne Grenzen machen zu können!
Auf der Fandung nach dem verdienten Abendessen, geraten wir prompt in ein kleines portugiesisches Restaurant. Der Koch zaubert ein einfaches Essen. Geschmack und Preis waren völlig in Ordnung.


Etappe 6: Wiltz - Diekirch

44 km / 3:00 Std:Min

Für die Folgeetappe von Wiltz nach Ettelbruck legen sämtliche Radreiseinfos den Gebrauch der Bahn nahe. Wir möchten aber radeln, holen uns deshalb Rat von der Touristinfo. Eine leichte Tour soll es werden. Bestens informiert, Räder gesattelt und los. Entlang wunderbarer Flusslandschaften, auf verkehrsarmen Bundesstraßen geht es immer entlang der Sauer, inklusive einiger heftiger Anstiege. Irgendwie Ardennen! Das Etappenziel liegt in Diekirch, Hotel Beau Sejour, Räder sind auch hier gut verstaut. Super Essen im Hotel, erholsames Abschnarchen.


Etappe 7: Diekirch - Langsur

51 km / 3:20 Std:Min

Leider erwischt uns diesmal ein stressiger Tag.
Neuentscheidung zur Tour-Fortsetzung: anstatt nach Luxemburg (Stadt) zu fahren und weiter nach Schengen, wählen wir den Weg nach Langsur. Luxemburg ist in Sachen Unterkunft und Verpflegung einfach zu teuer und hätte unseren gesetzten Finanzrahmen schnell gesprengt.
So setzen wir unseren Weg auf dem PC3 / dem „Drei Flüsse Radweg“ (auch bekannt als Bahntrasse Ettelbrück–Grevenmacher oder Sauertalbahn, Sauerstrecke, Sauertalradweg) fort. Dies ist super einfach und sehr leicht zu fahren, immer entlang der Sauer und der Mosel. Viele Campingplätze säumen die Flussufer.
Außerdem haben wir super großes Glück, dass an diesem Sonntag die Tourist-Info in Wasserbilligerbrück bis zur Mittagszeit geöffnet hat. Trotz unserer Verspätung wirft die nette Tourist-Info Dame für uns den Computer erneut an, um für uns eine Unterkunft zu organisieren. Jawohl, echt gesucht und gefunden! Die Unterkunft befindet sich im nahegelegenen Hotel „Lansurer Mühle“ (neu eröffnet).


Etappe 8: Langsur – Minden (Südeifel)

21 km / 1:25 Std:Min

Kurze Etappe, fühlt sich gefälliger an als die eigentlich geplante Luxemburg-Schengen-Runde. Micha ist müde. Beine irgendwie übersäuert.
Entlang der Sauer geht es nach Minden (Südeifel), in ein kleines Dorf in der Nähe von Echternach. Zur Abwechslung fahren wir auf deutscher Seite. Eine kleine feine Etappe auf der Trasse der Nims-Sauertalbahn mit vielen Tunnelpassagen und einem Radweg, der auf ca. 200 m Länge aufgeständert ist. Quartier war zuvor klar gemacht, sodass wir uns nicht stressen müssen.
Zur Erholung und zum Wäsche waschen planen wir 4 Tage Pause, incl. einer lokalen Radrundfahrt.

Richtig gemütlich empfinden wir die Unterkunft nicht, also raus ins Freie! Diesmal zu Fuß auf der Bahntrasse Prümtalradweg 12 km nach Irrel und zurück. Einkauf im Städtchen, auf dem Rückweg gut eingeregnet.
Räder checken, Radklamotten waschen. Lecker, billig und viel Futter gibt es bei der „Polin“. Ein begehrtes Restaurant für Reisende und Camper.
Die Räder sind auch hier, wie bereits in den vorangegangenen Unterkünften bestens verstaut.


Etappe 8a: Enz-Prüm Rundfahrt

120 km / 7:23 Std:Min

Die Tourenbeschreibungen klingen alle sehr gut, daher freuen wir uns auf eine sportliche Zusatzrunde ohne Gepäck. Lockere 120 km sollten es werden, wenn sich nicht immer sooo viel Eifel vor das Rad schieben würde. Start ist in Minden und verläuft über dem Prümtalradweg bis Peffingen, dort auf den Enzradweg.
Unser Streckenverlauf ist in Süd-Nord-Richtung (von der Mündung zur Quelle) mit beständigem Anstieg, zuzüglich einer kernigen Höhenlandschaft mit knackigen Steigungen im Quellgebiet. Auf einer Bahntrasse geht es von Neuerburg nach Pronsfeld.
Die erste große Rast machen wir in Arzfeld, wo wir von dem ständigen Auf und Ab sowie vom kalten Wetter (5. August, ca. 20°C, keine Sonne, und ziemlich feucht) schon ganz schön genervt sind.
Von Arzfeld selbst haben wir uns mehr versprochen. Geöffnet hat gerade mal eine Imbissbude und eine Fleischerei, in der es immerhin ein heißes Süppchen gibt. Etwas weniger durchgefroren nehmen wir wieder Fahrt auf. Kurz vor Pronsfeld stoßen wir auf den Prüm- und Eifel-Ardennen-Radweg. Um die Heimreise anzutreten, wählen wir natürlich den Prüm-Radweg und genießen bis Waxweiler wieder eine Bahntrasse.

Der nächste große Halt soll am Stausee Bitburg sein. Bis dahin gibt es leider keine durchgängige Streckenführung, und von der Prüm ist weit und breit auch nichts zu sehen. Mal müssen 300 Hm mal 55 Hm überwunden werden, leider existiert die „versprochene“ 9 km lange rasante Abfahrt nicht wirklich. Die Rasanz wird durch Straßenquerungen ziemlich heftig ausgebremst.
Nach ausgiebigem Pausieren am Stausee, der Himmel lässt gar einige Sonnenstrahlen durch, nehmen wir das letzte Streckendrittel vor. Viel Wald, Wiesen, Felder und kleine Ortschaften verwöhnen das Auge, allerdings nicht ohne die Freude, kleine Anstiege erklimmen zu dürfen. Ach ja, die Prüm ist nun auch wieder die Begleiterin des Radweges.
Nach 120 km und 1100 Hm sind wir ziemlich erschöpft aber überglücklich, die Runde gemeistert zu haben.

PS: ja, wir sind überanstrengt und werden noch viele Wochen zur Erholung brauchen!


Trier

Ausflug mit Öffi

Ruhetag bei schönem Wetter, was für ein Geschenk. Busausflug nach Trier, Stadtbummel und Bimmelbahn-Runde durch die Innenstadt. Genuss pur!


Etappe 9: Minden (Südeifel) - Schweich

53 km / 3:20 Std:Min

Das rollt gut, entlang der Sauer und Mosel, einfach nur Landschaft genießen. Räder sind gut verstaut und Abendessen gibt es in einer Straußwirtschaft.


Etappe 10: Schweich - Ürzig

62 km / 3:50 Std:Min

Frühstücken kann man in einer Bäckerei. Der Weg entlang der Mosel ist sehr entspannend. Frische Waldmeisterbowle gibt es beim Trödler am Wegesrand. In Ürzig kommen wir gut an. Zum Quartier müssen wir uns leider 1,5 km Serpentinenstrecke auf sehr stark befahrener Straße hochschrauben. Leckeres Wildgericht in der Waldschänke. Leider Smartphone-Ausfall (Samsung S4) wegen Nässe.


Etappe 11: Ürzig - Mehren

44 km / 3:10 Std:Min

Wir starten Richtung Wittlich, um den Maare-Mosel-Radweg zu erreichen, eine ehemalige Bahntrasse. Sie führt uns auch hier wieder in umgekehrter Richtung in die Vulkaneifel, aufsteigend (allgem. Beschreibungsrichtung von Nord nach Süd, d.h. absteigend). Eine sehr einfach zu fahrende Strecke.
In Mehren ist ein 3-tägiger Aufenthalt geplant. Nun ja, wieder eine konservative Unterkunft, aber es ist alles vorhanden. Räder werden auch sicher verstaut und unsere Wäsche dürfen wir waschen.


Wanderung Dauner Maare

16 km, zu Fuß!

In beeindruckender Natur gönnen wir uns eine 16 km lange Wanderung um die Dauner Maare herum, den Dronke-Turm und eine kleine Rund-um-Fotosession mit dem Smartphone. Kirmis in Daun mitgenommen, Rückkehr zur Unterkunft im Regen…


Etappe 12: Mehren - Bad Münstereifel

72 km / 5:00 Std:Min

Am Montag flotter Austausch einer gerissenen Speiche beim Radmonteur in Mehren, unterstützt durch ein Telefonat unserer Gastgeberin. Noch Einiges für die Weiterfahrt organisiert und los.
Der Maare-Mosel-Radweg hat Anschluss an weitere Radwege, den bereits erwähnten Eifel-Ardennen-Radweg (eine Ost-West-Verbindung), man trifft hier auf den Kosmosradweg sowie die Mineralquellenroute.

Von Mehren ab radeln wir noch das letzte Stück auf dem Maare-Mosel-Radweg, durchfahren das „Große Schlitzohr“ und kommen schließlich an seinem Endpunkt, dem Dauner Bahnhof an. Tags zuvor haben wir uns bereits nach dem Anschluss an die Mineralquellenroute erkundigt. Irgendwo hinter dem Bahnhof geht es dann auch los, sobald das entsprechende Hinweisschild auf die Mineralquellenroute gefunden wird. Sehr schöne abwechslungsreiche Strecke, tendenziell bergab, trotzdem mehr Steigungen als erwartet, immerhin 700 Hm! Einmal verfahren, weil wir ein Radwegeschild falsch interpretiert haben.
Ab Niederehe verläuft die Mineralquellenroute parallel mit dem Kalkeifel-Radweg (Bahntrasse). Der Wasserfall „Dreimühlen bei Ahütte“ ist ein wunderbarer Pausenpunkt. Bei schönem Wetter tollen dort einige Kinder im Wasser.

In Ahrdorf ist die gemeinsame Streckenführung beendet und geht in den Ahr-Radweg über, den wir bis Blankenheim fahren. Auch wieder auf ehemaliger Bahntrasse (ehem. Obere Ahrtalbahn)
Ab Blankenheim folgen wir dem Erft-Radweg und landen bald in Bad Münstereifel, ach ja: es regnet!
Eine Unterkunft zu bekommen ist nicht sehr einfach, weil in diesem Zeitraum ziemlich viel Tourismus herrscht, dafür aber zum Abendessen viel geschlossen hat. Rückkehr in die Unterkunft im strömenden Regen. Die Natur wird´s hoffentlich danken.


Etappe 13: Bad Münstereifel - Grevenbroich

85 km / 5:20 Std:Min

Der Weg führt an der Erft entlang, super einfach und eine schöne Strecke. In Grevenbroich fängt das Suchen der Unterkunft an. Die Navigation mit Smartphone verbraucht sehr viel Energie und ist nicht immer das Beruhigungsmittel fürs sichere Finden...

Als Belohnung steht unser gebuchtes Hotel direkt am Wegesrand. Es hat ein riesiges Zimmer, in dem man Fußball spielen könnte und ein netten Restaurant. Mexikanische Küche beim Kroaten. Räder wieder super untergebracht.


Etappe 14: Grevenbroich - Essen (Kray)

70 km / 5:00 Std:Min

Auf gehts nach Essen; auf dem Erft-Radweg weiter bis Neuss, dann am Rhein entlang, Düsseldorf in nordöstlicher Richtung verlassen und durch verschiedene Naturschutzgebiete geradelt bis Hösel. Dort fahren wir auf der Bahntrasse Niederbergbahn bis Kettwig. Die Richtung Mühlheim schlagen wir ein, um nach Essen-Kray zu gelangen, nicht jedoch um noch weitere unfreiwillige Haken zuschlagen. Durch unbekanntes großstädtisches Gebiet zu kommen erweist sich als ziemlich problematisch…
Navigation wäre im Prinzip sehr gut, wenn die Akku-Ladung ausreichen würde! Irgendwann sind auch wir endlich am gewählten Domizil in Essen Kray angekommen. Die nervigste Anfahrt dieser Radreise. 
Aber Ende gut, Essen gut! In der nahegelegenen Zeche Bonifacius gibt es ein super Restaurant, „Wolperdings“ lecker Bier und Hühnchen in allerlei Variationen.
In Essen Kray werden es einige Übernachtungen mehr (FeWo gemietet), um die Route der Industriekultur in aller Ruhe per Rad, aber auch mit den Öffentlichen, zu erkunden.


Zollverein

Unterwegs mit den Öffentlichen

Entspannung in Essen City, Touristinfo, City-Bummel im Regen, Einkauf für die Beköstigung.

Jetzt braucht unser Hirn Nahrung: Besuch im Zollverein inklusive einer hervorragenden Führung, echt interessant!


Deutsches Bergbau Museum Bochum

Ausflug mit den Öffentlichen

Auch an diesem Tag bleiben die Räder im Keller! Besuch des Bergbaumuseums, ebenfalls sehr imposant, den man nicht versäumen sollte !


Rundfahrt Nordsternpark

42 km / 3:00 Std:Min

Nach 2 Tagen Erholung steigen wir endlich wieder aufs Rad, in östlicher Richtung nach Bochum zur Jahrhunderthalle. Dort suchen wir den Einstieg zur Erzbahntrasse und fanden ihn! Ihr folgen wir zum Rhein-Herne-Kanal. Der Emscher Radweg ist, wie viele andere Teilabschnitte diverser Radwege, durch Sturmschäden von Pfingsten 2014 blockiert. Den Nordsternpark haben wir im Regen bewundert. Im Sommer ist er sicher sehr schön. Der Heimweg verläuft sehr einfach, immer dem Nordsternweg bis ans Ende folgen, in den Zollvereinsweg einfädeln, noch etwas von der Kray Wanner Bahntrasse mitnehmen und im richtigen Moment (Zeche Bonifacius) abgefahren, simpel oder?
Anmerkung: Kühles Wetter, regnerisch, Strecken sowie Umleitungen sind sehr schlecht ausgeschildert.


Rundfahrt Steele – Oberhausen

50 km / 3:30 Std:Min

Da wieder ein Rad eine Acht hat, müssen wir erst nach  Essen - Steele zu einem Universalhandwerker. Der war so universell, dass er nur die Bremsen weiter gestellt hatte, hmm. Wir haben es in Anbetracht, der noch vor uns liegenden Strecke so belassen. Sonst müsste ein nicht schnell aufzufindender Fachmann ran.
Die Radtour soll von Steele nach Duisburg in die Innenstadt gehen, von dort nach Oberhausen und am Rhein-Herne-Kanal weiter fahren. Die HOAG-Bahntrasse oder der Grüne Pfad, soll uns nach Duisburg bringen. Allerdings finden wir Nichts, was uns den Weg gewiesen hätte. Anstelle dessen, gibt es Regen und Kälte sowie einige Radfahren, die sich ebenfalls entnervt unter eine Brücke stellen. In Gesprächen mit Anderen, ergibt sich der Eindruck, dass die Beschilderung und Streckenführung ziemlich unzulänglich sind. Bestenfalls kennen sich die Anwohner aus, aber für Touristen ist das einfach Mist. Jawohl!
Frustriert schlagen wir den Rückweg ein. Die Tal-Route wird uns empfohlen, der wir auch zum größten Teil folgen. Immer noch heftig regnend, verpassen wir die Bahntrasse Rheinische Bahn oder den Grugaweg. Vermutlich sind wir einen Straßenzug zu früh abgebogen. Beide hätten uns in etwa Richtung Essen Kray, entweder südlich oder nördlich um die Essener Innenstadt geführt.
Schade, dass ein ungünstiger Eindruck zurück bleibt. Wir haben uns das, zumindest gemäß der Werbematerialien, die Bahntrassen Zuführungen (Beschilderungen, etc.) gefälliger vorgestellt. Das graue regnerische Wetter dieser Tage hat vielleicht auch seinen Beitrag dazu geleistet.


Gasometer Oberhausen

Mit den Öffentlichen nach Oberhausen

Einen Ruhetag gibt es noch. Und an diesem sind wir mit den Öffentlichen nach Oberhausen gefahren, um die Ausstellung 

"Der schöne Schein" sowie die Lichtinstallation (320°) im Gasometer Oberhausen zu bewundern und auch etwas zu fotografieren.


Etappe 15: Essen (Kray) – Hagen - Bestwig

55 km / 3:30 Std:Min

Die vorletzte Radetappe dieser Reise führt uns wieder vollbepackt von Essen-Kray nach Hagen. Wegen starker Migräne wissen wir nicht, wie weit wir heute kommen. Daher steuern wir den Ruhr-Radweg an und lassen uns in Richtung Osten treibe. Es rollt erstaunlich einfach. Eine schöne Tour, Wetter ist gut und lädt an der einen oder anderen Stelle gar zum Verweilen an der Ruhr ein. Dieser Radweg ist touristisch sehr erschlossen und einfach ein Genuß. Bis zum Quartier in Bestwig lassen wir uns ab Hagen jedoch von der Bahn transportieren. Wir brauchen niemandem etwas zu Beweisen.


Rosendorf Bruchhausen

Kleine Öffitour

Ein Ruhetag zum Ausklingen ist mit einem Ausflug zum Rosengarten in Bruchhausen verbunden. Abends entspannen wir beim Saunagang, man muss wenigstens einmal schwitzen.


Rundfahrt Bähnchentrasse

18 km / 1:40 Std:Min

Eine kurze Runde soll es noch sein, denn wir wollen die angestrebten 1000 km vollmachen. Dazu geht es mit dem Rad von Bestwig nach Ramsbeck auf der Bähnchentrasse entlang.
Der Rückweg soll einen Rundkurs ergeben, dabei sind wir auf heftig steile Waldwege geraten. Nun gut, etwas schieben geht auch.
Den Abend und damit die Reise beenden wir mit einem fantastischen Candlelight Dinner im Besucherbergwerk Ramsbeck.

Am Folgetag kommen wir mit der Bahn nach Berlin zurück. Jetzt gilt es "Wunden lecken" und mächtig stolz sein!


Resümee:

Profil

Das Radfahren stand eindeutig im Vordergrund. Die Fahrt-richtung mit Start in Aachen und Ende im Sauerland war durchaus so gewollt, um beim krönenden Bergwerksdinner die Reise abschließen zu können.

Vorrangig Bahntrassen und Flussradwege zu befahren, ist für uns vollständig erfüllt. Schade nur, dass wir im wohl gepriesenen und stark beworbenen Ruhrgebiet so gar nichts Adäquates erlebten.

Unsere ersehnten 1000 km haben wir geschafft, sogar ca. 5500 Höhenmeter.

Jeder von uns hat 27.000 bzw. 33.000 kcal verbraucht.

 

Nun gehen wir erst einmal Pizza essen mit ´nem ordentlichen Bier. Prost.


"Beweisfotos"

Die eingebundenen Bilder entstammen den mitgeführten Smartphones, die auf der Reise das erste Mal zum Fotografieren eingesetzt wurden. Die Bildqualität ist folglich nicht immer gelungen, aber schwere Objektive wollten wir nicht mitschleppen. Wir hoffen trotzdem, einen Eindruck von Landschaft und Abenteuer etwas vermitteln zu können.

Fahrendes Equipment

Zwei schöne klassische Stahlrahmen!

Basso Scout, Tourenrad aus dem Jahre 1991, Columbus Aelle CMn-Stahl

Gewicht: 2345 g

Anbauteile haben etwa Shimano 600-ter-Qualität

Lenkerdrehschaltgriff

Bereifung: Schwalbe Marathon, 30 mm

SPD-Pedalen, Sidi-Mtb-Schuhe


Übersetzung/Entfaltung:

46 ||   11  - 13 -  15  -  17 -  20  - 23 -   26 -   30  - 34

[m]   2,84-3,22-3,71-4,2-4,83-5,68-6,44-7,43-8,78


Gepäcktransport

je Rad 2 Gepäcktaschen à 6 kg Zuladung plus 1 fast leere Plantasche für Krimskrams



Karten - Navigation - Routing - Tracking

Die Reise wurde zuvor geplant.

Unser Berliner Heimvorteil: neben dem Internet, mal eben auf der ITB mit Papiermaterial versorgt.

Eine Routenerstellung mit diversen Internettools, auch mit Unterstützung spezieller Radreisetools, habe ich alsbald entnervt aufgegeben. Die Dinger routen sonst was, aber genau nicht das, was man haben möchte.

Auch die netten Möglichkeiten, der Parametrisierung: schnellste, kürzeste, schönste Strecke, keine Berge, keine Täler...waren nicht erfolgreich.

Selbst so etwas Einfaches wie die Vennbahn, 120 km geradeaus und eine ziemlich definierte Trasse, konnte man nur mit "Gewalt" auf die online-Karte bekommen. Bei einer Strecke von 1000 km durch verschiedene Länder, geht dann gar nichts mehr. Allerdings bleibt das Restrisiko, sich einfach zu doof anzustellen.

Aber gut, Teilstrecken hatten wir auf dem Papier geplant, quasi Eckpunkte und Zeitplan definiert.

Ein Samsung S4 mit Oruxmaps-App sowie Offline-Kartenmaterial von Openandroidmaps dienten als Trackingtool. Eins der besten Hilfsmittel, wenn die Hinweisschilder fehlten und man sich orientieren musste!

Allerdings, ein Zweitakku oder ein Ladegerät am Nabendynamo wäre super gewesen. Beim Routen wird satt Strom verbraucht und das könnte knapp werden.

Die Tracks wurden im Nachgang mit gpsprune-18 sowie BaseCamp und der eingebundenen OFM(EU2015-05-14) Karte aufgearbeitet und hier dargestellt.