so wunderschön, sagt man. Ewiger Frühling, blühende Gärten, spektakuläre Klippen und azurblaues Meer.
In den kommenden Tagen wollen wir uns - diesmal ohne Räder - verzaubern lassen.
Dazu quartieren wir uns im Centro Funchals ein, um den größtmöglichen Radius mit dem ÖPNV zu erhalten.
Das Appartement muss erst einmal ein paar Reklamationen überstehen, auch unsere trübe Stimmung braucht eine Erleuchtung, und über die hohen Preise beim Abendessen stolpern wir gewaltig. Nun, der
landestypische Fleischspieß auf Lorbeerzweig mit einem guten Tropfen dazu, ist trotzdem schon mal ein netter Anfang.
Voller Tatendrang besuchen wir das Geschichtszentrum „Madeira Story“, was sehr anschaulich gestaltet ist und einen Überblick über die Mühsal vergangener Jahrhunderte der Menschen auf Madeira
ermöglicht.
Ein Muss ist die Cable Car, Seilbahnfahrt nach Monte, 700 m ü.M, wo es einen fantastischen Ausblick von der Kirche Nossa Senhora gibt. Unser Rückweg verläuft über den Tropical Garden.
Afrikanische und asiatische Einflüsse sind deutlich erkennbar, schattige Ruhepausen tun gut. Auch hier gibt es Massen von Touristen. Besonderer Anziehungspunkt ist jedoch die Fahrt mit einem
Korbschlitten aus dem XIX Jdh. Parallel fuhr hier bis 1943 die Zahnradbahn. Sie war als schnelles Transportmittel für die Bewohner von Monte gedacht. Bereits zu dieser Zeit fuhr sie leer runter,
weil die Touristen diese aufregende Rückfahrt mit den berühmten Korbwägen erleben wollten. Um wieder nach Funchal zu gelangen nutzen wir den Teleférico, die Seilbahn, die am Botanischen Garten
endet. Zur Unterkunft sind es nur knapp 3 km, die es aber in sich haben. Bis zu 20 % Gefälle lassen unsere Waden noch tagelang vibrieren.
Farbenfrohes bekommen wir tagsüber auf dem Wochenmarkt zu sehen, der durch seine Fülle an exotischen Früchten besticht, incl. Touri-Preise! Überall ist er mit seinen traditionellen Fliesenbildern
in blau/weißen ausgestattet. Eine Woche lang finden am Abend die „Festas da Sé“ statt. Musiker und Künstlergruppen durchqueren ein paar Straßenzüge…
Bemerkenswert finden wir hingegen einen der letzten historischen Brotbacköfen am Ende der Altstadt. Sie befinden sich immer im 1. Stock und wegen Brandgefahr außerhalb der Wohnung angebaut.
Levadas heißen die künstlichen Wasserläufe aus dem 15. Jhd., die der Bewässerung dienten, wobei die arabischen und afrikanischen Sklaven die oft halsbrecherischen Arbeiten in schwindelerregender
Höhe verrichten mussten. Sie erstrecken sich über eine Länge von ca. 3000 km. Unsere Wanderung geht über 11 km, eine unglaubliche Erfahrung, obwohl wir sie nur erlaufen und sie nicht bauen
mussten. Heute gleicht es eher einem Pilgerweg.
Der etwa 20 Millionen Jahre alte Laurisilva, Lorbeerwald war in der Vergangenheit weit im Subtropischen verbreitet.
Durch klimatische Veränderungen, hat er seinen letzten Zufluchtsort auf den portugiesischen Inseln gefunden. 1999 wurde der Lorbeerwald zum UNESCO Umwelterbe erklärt.
Am Abend testen wir den Likörwein, den etliche Weingüter auf Madeira produzieren. Er wird anders hergestellt als Portwein, wir bevorzugen letzteren.
Um nicht inseltypische Highlights zu verpassen, entscheiden wir uns für eine 2-tägige geführte Inselrundfahrt. Der Bus bringt uns westseitig u.a. über Câmara de Lobos (Winston Churchill zu Gast) nach Porto Moniz (Naturpools) mit malerischen Zwischenstopps zurück. Am Folgetag geht der Rundkurs ostseitig über Ponta de São Lourenço (östlichster Zipfel von Madeira) bis Santana (historischer Themenpark) und schließlich nach Cabo Girão (höchsten Steilklippe Europas). Dieses Event hat sich gelohnt und ist wirklich interessant!
Die Arbeiter/Sklavenskulptur unterhalb der Columbus Statue lässt einen an die über 500 Jahre andauernde portugiesische Kolonialgeschichte und deren Auswirkungen sehr nachdenklich stimmen...
Kurz vor Urlaubsende gönnen wir uns die Spezialität: Schwarzer Degenfisch mit extra süßer Apfelbanane.
Gefischt wird er mit Angelleinen von 1.500 m Länge, unglaublich! In den tiefen Gewässern ist er kupferfarben. Erst beim Fang bekommt er durch die rasche Druckveränderung seine bekannte schwarze
Farbe. Dennoch bleibt es Geschmackssache ;-)
Den Abschluss unserer Madeirareise bildet der internationale Feuerwerkswettbewerb (Übung für Silvester).
Es ist wahr, Madeira ist eine bemerkenswerte Insel, beeindruckend und mildes Klima.
Wir freuen uns hingegen jetzt sehr auf Portugals Festland sowie unsere Freunde in Grândola.
Zurück winken, die bisherigen Eindrücke verarbeiten und auf Lissabon freuen, das ist jetzt dran.
Auf der Suche nach typischem Mehl für Pão Alentejano klappern wir zahlreiche Geschäfte ab. Ebenso gilt unsere Shoppingfreude dem regionalen Carolino Reis aus dem Ribatejo sowie Mondego. Mit einem
Bica zwischendurch entdecken wir zufällig das Bacalhaumuseum, „Zentrum der Geschichte des Kabeljaus“. Was sich so trocken anhört, ist in Wirklichkeit eine lebendige, mitfühlende Homage an die 500
Jahre alte Geschichte Portugals mit Kabeljau.
Neben zahlreichen Erkundigungen besuchen wir ein weiteres Mal das Fliesenmuseum bevor es uns zur Kathedrale Sé führt. Dort finden heute in ganz feierlichem Rahmen öffentlich die Trauungen von 16
Hochzeitspaaren statt „Casamentos de Santo António“. Die hochzeitliche Stimmung wirkt ansteckend, wir werden zunehmend entspannter ;-))
Die Tage vergehen rasant, schon fahren wir mit dem Zug vom Bhf Oriente nach Aldeia da Justa zu unseren langjährigen Freunden. Die Wiedersehensfreude ist ungebrochen, es gibt kein Fremdeln, dafür
umsomehr zu erzählen, essen und trinken...
Diesmal machen wir einen gemeinsamen Ausflug nach Sétubal mit Fähre, Altstadtbummel und historischer Markthalle. „Choco Frito“, frittierter Tintenfisch ist die dortige regionale Köstlichkeit.
Passend zu unseren Reisrecherchen besuchen wir das neu eröffnete Reismuseum in Comporta.
Als Überraschung feiern wir abends die „rotas das tabernas“ in Santa Margarida da Serra (Alentejo), ein winziges Dorf mit ca. 177 Einwohnern. Dafür wird traditionelle Livemusik gespielt, es gibt
echte Hausmannskost, dicht gedrängt an langen Tischen mit viel Stimmung. Sogar zum Tanzen haben wir uns mitreißen lassen! How!
Wer abends feiert, kann morgens ackern. Das Feld für Bohnen ist zu bestellen: sähen, wässern und warten.
Und zwischendurch natürlich viel Reden, kochen und üppig schlemmen, sogar mit Geburtstagstorte ;-)
Wir sind k.o. und glücklich, Alles ist einzigartig für uns. Es bleibt noch genug Zeit, um aufzuräumen und sich auf den Abschied vorzubereiten. Das nächste Treffen wird vtl. in Berlin sein…?!
Zurück in Lissabon besorgen wir letzte Dinge, bevor es nach Hause geht. Quasi kulinarische Souvenirs, denn in Berlin gibt es ja nichts zu essen. Inzwischen sind unsere Einkäufe derart
angewachsen, dass wir eine extra Tasche kaufen müssen, dennoch stößt unser Gepäck schnell ans Limit. Wie immer!
Trotzdem freuen wir uns langsam auf Berlin, auf´s eigene Bett. Vier Wochen Schlafdefizit sind schon recht belastend oder wir werden wir alt? Heute jedenfalls lassen wir uns im neu gewonnenen
Lieblingsrestaurant in Graça die letzten Wochen Revue passieren. Sie haben Eindrücke hinterlassen, von denen wir sicher noch lange zehren werden.
Nun kehren wir mit sehr guter Stimmung heim, ja so sollte es sein ;-)