Die Taschen sind gepackt, Reifen gepumpt und die ersten Unterkünfte gebucht ... dann, plötzlicher Corona-Lockdown. Das war 2020.
Jetzt, 3 Jahre älter, brechen wir endlich zu dieser großen Reise auf und freuen uns, auf eine intensive gemeinsame Zeit miteinander.
Wenn wir uns etwas wünschen dürften, dann das, dass wir die Navigation nach Sagres nicht aus den Augen verlieren und stets das Rad kontrolliert verlassen.
Nach dem Berliner Kaltstart und dem ständig getreten werden, müssen sich die Räder erholen, wollen gewaschen und ein Schlauch geflickt werden. Wir indessen langweilen uns nicht, "stolpern" als Erstes über den 7. Längengrad Ost bei einem Stadtbummel.
In den nächsten Tagen wird ausreichend Zeit sein, Organisatisches zu erledigen sowie sich auf den französischen Teil der Reise einzustimmen. Alles ohne Französischkenntnisse!
Super interessant finden wir das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen mit seiner Sonderausstellung über Papier. Dort wird sehr anschaulich über die geschichtliche Entwicklung der Zeitung, deren technische Herstellung sowie der Pressegeschichte informiert.
An einem anderen Tag besuchen wir das UNESCO Weltkulturerbe Völklinger Hütte, wahrlich ein Koloss aus Eisen und Stahl! Die historische Anlage ist komplett erhalten, ohne Führung jedoch eher unüberschaubar.
Abends zelebrieren wir bei einem Vinho Tinto den aktuellen Portugal-Krimi "Lost in Fuseta".
Zwischendurch erfreuen sich unsere Muskeln in der Saarland-Therme mit ihrem maurisch-andalusischen Flair. Was will man mehr :-))
Die Einfahrt nach Frankreich beginnt, leider ohne Sprachkenntnisse. Erstes Frühstück: Nescafé (gewöhnungsbedürftig), Croissant mit Marmelade (gut, aber zum Fahren zu wenig), jedenfalls reicht es nicht zum Verhungern ;-))
Nach der ausgiebigen saarbrücker Pause "treideln" unsere Räder entlang dem Saarkanal, ehemals für den Steinkohletransport gebaut. Später wechseln wir auf den Marne-Rhein-Kanal, insgesamt werden ca. 50 Schleusen passiert. Seit einiger Zeit gleicht das Radeln eher einer Meditation mit leisem Surren der Räder, Vogelgezwitscher und quakenden Fröschen. So vergehen Stunden und Tage, insgesamt 140 km.
Die ehemals wichtigen, jetzt historischen Kanäle sind einfach nur schön. Das wissen auch einige Freizeitkapitäne. Die Schiffe benötigen pro Schleusengang ca. 30 Minuten, wir indes ziehen seitlich daran vorbei. Spektakulär ist der in Europa einzigeartige Schrägaufzug für Schiffe in Saint-Louis/Arzviller. Er bringt zumeist Freizeitschiffer von der Lothringischen Hochebene ins Elsass. 45 m Höhendifferenz werden mit einem Mal überwunden, anstelle einer 17-stufigen Treppenschleuse.
Die Tage gleiten dahin, bis zum nächsten Ruhetag. Dieser wird vollständig benötigt für Streckenänderung sowie dem Buchen von Unterkünften der nächsten 2 Wochen. Sie sollten, wenn möglich, immer dicht an unserer Strecke sein, ins Budget passen und ganz schöööön sein. Elsässischer Flammkuchen und Edelzwicker passen schon mal gut. Es gibt außerdem zahlreiche sehr alte Fachwerkhäuse (teils16 Jh), Pâtisserien, jede Menge Touristen und das sonnige Wetter in Colmar liegt bei 25°C, einfach traumhaft!